Zum Hauptinhalt springen

Digitalisierung klimabewusst gestalten

Um negative Auswirkungen des Klimawandels wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Flächenbrände einzudämmen, muss die EU bis 2050 klimaneutral werden und dazu ihre Treibhausgas-Emissionen drastisch reduzieren. Angesichts der fortschreitenden globalen Erderwärmung und des dringenden Handlungsbedarfs fordern wir eine klimabewusste europäische Digitalpolitik, welche die Umweltauswirkungen von Software, Hardware und IT-Infrastrukturen berücksichtigt und Datensparsamkeit, Ressourcen- und Energieeffizienz drastisch erhöht.

Hinsichtlich der Auswirkungen von Herstellung und Betrieb elektronischer Produkte und digitaler Infrastrukturen auf unser Ökosystem ist es unerlässlich, dass wir hierbei nicht nur Hardware berücksichtigen, sondern zusätzlich ein verstärktes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit von Software werfen. So hängen Energieverbrauch, Energieeffizienz und Nutzungsdauer von Hardware auch maßgeblich von der verwendeten Software ab. Auf dem Weg in eine lebenswerte digitale Zukunft ist daher die Einführung von ressourcen- und energieeffizienter Software und Softwareentwicklung von zentraler Bedeutung und sollte zum Beispiel im Rahmen der Ökodesign-Verordnung berücksichtigt werden.

Doch auch die zunehmende Anzahl der genutzten elektronischen Geräte ist mit einer erheblichen Umweltbelastung verbunden und führt nicht nur zu einem Anstieg des Energieverbrauchs, sondern auch zu großen Mengen an Elektroschrott. So sind in der EU allein im Jahr 2020 ca. 4,7 Millionen Tonnen Elektroschrott angefallen.1 Förderprogramme sollten daher die Gestaltung von emissions- und energiearmen Endgeräten beschleunigen, die langlebig, reparierbar und recyclingfähig sind. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die Umweltauswirkungen eines Produktes bereits beim Kauf transparent ersichtlich sind. Die EU sollte daher die Einführung des digitalen Produktpasses (DPP) aktiv vorantreiben und sicherstellen, dass seine Ausgestaltung einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft dient. Produktpässe ermöglichen den Abruf von Produktdaten wie der verwendeten Ressourcen, der Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie der Reparierbarkeit und unterstützen so Verbraucher*innen dabei, informierte Konsumentscheidungen zu treffen. Es sollten auch die DPP selbst möglichst daten- und energiesparend gestaltet werden.

Um softwarebedingte Obsoleszenz zu vermeiden, sollten Hersteller ihre Geräte mindestens zehn Jahre mit Sicherheitsupdates versorgen und anschließend im Sinne von Open Hardware den Betrieb alternativer Software ermöglichen. Dies dient auch der Verbesserung der europäischen IT-Sicherheit. Weiterhin sollte für Verbraucher*innen bereits beim Kauf klar ersichtlich sein, wie lange die Hersteller notwendige Sicherheitsupdates zur Verfügung stellen. So können Nachhaltigkeit und IT-Sicherheit zu Wettbewerbskriterien aufsteigen.

IT-Infrastrukturen wie Netzwerke und Rechenzentren werden einerseits nicht zuletzt durch Cloudmigration stetig effizienter. Andererseits führen Wachstums- und Rebound-Effekte auch in diesem Bereich weiterhin zu steigenden Energie- und Ressourcenverbräuchen. Die Förderung der Erforschung und Errichtung energieeffizienter Rechenzentren und Datenübertragung sind daher essenziell, um sowohl den kontinuierlich wachsenden Anforderungen an die Datenspeicherung als auch den europäischen Nachhaltigkeitszielen gerecht zu werden.

[1] Statistisches Bundesamt (2023): EU-weit 4,7 Millionen Tonnen Elektroschrott im Jahr. Abgerufen am: 14.02.2024.

Ansprechpersonen

Portraitfoto von Lena Hoffmann vor dunklem Hintergrund

Lena Hoffmann

Senior Referentin Politik & Wissenschaft

E-Mail: lena.hoffmann@gi.de

Portraitfoto von Prof. Dr. Vollker Wohlgemuth vor weißem Hintergrund

Prof. Dr. Vollker Wohlgemuth

Sprecher FA Umweltinformatik

E-Mail: volker.wohlgemuth@htw-berlin.de